Henk Schepers
Anfang Juli fand in Würzburg das jährliche Altlastensymposium der Gesellschaft zur Altlastensanierung in Bayern (GAB) statt. Ein sehr erfolgreiches Treffen mit interdisziplinärem Informations- und Erfahrungsaustausch, bei dem Entscheidungsträger und Fachleute aus der wirtschaftlichen, kommunalen und regionalen Praxis, Sanierungspflichtige sowie Akteure aus Politik, Verwaltung, Wissenschaft und Forschung zusammenkamen.
Erfreulich war, dass das Thema Asbest ein Bestandteil des Programms war. Uwe Kaufman vom FB Umwelt, Region Hannover, hat seine Erfahrungen mit der erfolgreichen Sanierung einer der wichtigsten Produktionsstandorte für Asbestzementerzeugnisse in Deutschland vorgestellt. Der provokative Titel seines Vortrags lautete ‚Asbest in der Altlastensanierung – (k)ein Problem?‘.
Es wundert mich, dass wir in Deutschland diese Frage immer noch nicht beantworten können. Das Einatmen von Asbestfasern ist schädlich für die Gesundheit der Menschen, in Europa sterben jährlich Zehntausende durch von Asbestfasern verursachte Krebserkrankungen. Andere Länder wie die Niederlande ergreifen bereits seit Jahren gesetzliche Maßnahmen, um asbesthaltige Baustoffe großflächig zu beseitigen (mehr zum Thema).
Trotzdem gibt es in Deutschland bisher kein gesetzlich verankertes generelles Sanierungsgebot und auch keine Fristsetzung für ein generelles Verbot von asbesthaltigen Baustoffen ab einem bestimmten Zeitpunkt. Nur wenn eine akute Nutzergefährdung vorliegt oder eine Revitalisierung und/oder ein Rückbau stattfindet, ist ein Eigentümer verpflichtet, auf Basis der Gefahrstoffverordnung, der Asbestrichtlinie bzw. der TRGS 519 entsprechende Sanierungsmaßnahmen durchzuführen.
Ohne weitergehende Maßnahmen werden die mit den großflächigen Asbestzement-Anwendungen verbundenen Gefahren noch lange bestehen bleiben. Eine ständige Gefahrenquelle sind nach wie vor großflächig verbaute Asbestzement-Dächer. Durch die zunehmende Verwitterung, aber auch durch die bei Brandschadenereignissen freigesetzten Asbestfasern werden fortlaufend Asbestfasern in die Umgebung abgegeben. Und damit bleibt Asbest eine ständige Gefahrenquelle. Darüber hinaus werden die gesellschaftlichen Kosten in Zukunft größer werden. Es ist ‚penny wise, pound foolish‘, diese Sache nicht proaktiv anzugehen. Damit eine nachhaltige Lösung zum Schutz von Umwelt und Mensch gelingt, ist eine offensive und flächendeckende Entfrachtung von Asbest wünschenswert.