Klimakrise - Ressourcenkrise - Polykrise! Was kommt da noch auf uns zu?

Der Klimawandel ist eine der größten Gefahren unserer Zeit – darin sind sich Expert:innen einig. Aber warum eigentlich? Was steckt dahinter und was kommt noch auf uns zu? In diesem einführenden Blogbeitrag möchten wir uns damit auseinandersetzen.

Die Folgen des Klimawandels sind sicherlich vielfältig, jedoch lassen sich die unmittelbaren Folgen in vier Bereiche unterteilen:

  • Globaler Temperaturanstieg (der in weiterer Folge durch das Abschmelzen von Inlands-Eismassen zu einem sukzessiven Anstieg des Meeresspiegels führt)
  • Trockenheit und andauernde Niedrigwassersituationen
  • Häufung von extremen Wetterereignissen, wie z. B. Starkregen, Sturzfluten und Hochwasser
  • Extreme Hitze

 

Wie stark fällt der Klimawandel aus und wie hart treffen uns seine Folgen?

Laut Weltklimarat (IPCC) liegt die Chance, das 1,5 °C-Ziel bereits im Jahr 2030 zu überschreiten, bei 50 %.​ Aktuelle Aussagen des G7-Privatsektors deuten auf einen Anstieg um 2,7 °C bis Mitte des Jahrhunderts hin, was weit über den im Pariser Abkommen festgelegten Zielen liegt. In der Global Risks Perception Survey (GRPS) des World Economic Forum, durchgeführt Ende 2022 mit 1.200 Expert:innen aus Wissenschaft, Wirtschaft, Regierungen, der internationalen Gemeinschaft und der Zivilgesellschaft, schätzen trotzdem etwa 70 % der Befragten die aktuell bestehenden Maßnahmen zur Verhinderung oder Vorbereitung auf den Klimawandel als „ineffektiv“ oder „höchst ineffektiv“ ein. Entsprechend stuft das World Economic Forum im Global Risks Report 2023 ein Versagen bei der Eindämmung des Klimawandels nicht nur als kurzfristig eine der schwerwiegendsten Bedrohungen für die Weltgemeinschaft ein sondern gleichzeitig als das globale Risiko, auf das wir weltweit am wenigsten vorbereitet ist.

Schaut man auf die kurzfristige und die mittelfristige Risikobewertung im Global Risks Report, zeigt sich sehr klar eine Verlagerung der bevorstehenden Risiken hin zu den Umwelt-Themen. Während aktuell und kurzfristig auch geo-politische und gesellschaftliche Themen bestimmend sind, sind vier der Top 5-Risiken für die globale Gesellschaft und die Weltwirtschaft in den kommenden zehn Jahren Umwelt- bzw. Klimarisiken. Die unfreiwillige Migration, die auf Platz fünf steht, ist zusätzlich zumindest teilweise eine direkte Folge aus den Klimawandelfolgen.

 

Kurz- und langfristiges Ranking globaler Risiken entsprechend ihrer Schwere

  Grafik auf Basis von Inhalten des World Economic Forum, Global Risks Perception Survey 2022-2023

 

Klimakrise vs. Polykrise

Zusätzlich muss bedacht werden, dass die genannten Effekte untereinander verknüpft sind und somit auch mit anderen Phänomenen wechselwirken. So entsteht aus klimawandelbedingten Umweltrisiken, von Biodiversitätsverlust bis zu Extremwettersituationen, das Risiko einer allgemeinen Krise natürlicher Ressourcen. Diese wiederum kann weitreichende Konsequenzen haben, wie den Zusammenbruch systemrelevanter Lieferketten, eine drastische Erhöhung der Lebenskosten, bis hin zu geoökonomisch motivierten Konflikten – eine sogenannte Polykrise entsteht.

 

Grafik auf Basis von Inhalten des World Economic Forum, Global Risks Perception Survey 2022-2023

 

Wie bereits oben angeführt, zeigt der Global Risks Report ebenfalls, dass wir nach Meinung der befragten Expert:innen extrem schlecht auf das vorbereitet sind, was auf uns zukommt.

Denn auch das aktuelle Risiko-Management wurde im Report bewertet: Während wir auf mögliche terroristische Anschläge oder neue Infektionskrankheiten vergleichsweise gut vorbereitet sind, sieht das für die klimawandelbezogenen Risiken deutlich anders aus. Das  Versagen bei der Eindämmung des Klimawandels und das Versagen bei der Anpassung an die Klimawandelfolgen landeten bei der Befragung auf den letzten beiden Plätzen von 32 bewerteten globalen Risiken – dicht gefolgt von dem Verlust der Biodiversität, Krise natürlicher Ressourcen und Naturkatastrophen bzw. Extremwetter.


Wo soll man starten?

Viele drohende Krisen und schlechte Vorbereitung sind eine denkbar schlechte Kombination, doch wo soll man starten? Aus unserer Sicht gibt es drei Fokuspunkte.

  • Wasserknappheit ist ein Risiko, das Versorger und Verbraucher gleichermaßen betrifft. Um die Knappheit zu monitoren, hat die UN den SDG-Indikator 6.4.2, „Wasser-Stress“ definiert. Er bezeichnet die Menge von Süßwasser, die insgesamt entnommen wird im Verhältnis zur erneuerbaren Ressource. Signifikanter Wasser-Stress ist damit nicht nur ein Warnsignal hinsichtlich einer sicheren Wasserversorgung der Bevölkerung und ein Multiplikator für die Verknappung anderer wichtiger Ressourcen sondern auch ein Indikator, dass industrielle Aktivitäten potenziell mit der Landwirtschaft im Wettbewerb um Wasserressourcen stehen oder stehen werden. 
    Bei genauerer Betrachtung zeigt sich, dass Wasserstress, nicht nur weltweit, sondern auch in Deutschland und den Nachbarländern das niedrige Niveau überschreitet.​ Das bedeutet, dass ohne wirksame Anpassungen die landwirtschaftliche Produktivität beeinträchtigt wird, die Versorgung mit erneuerbaren (oder auch konventionellen) Energien eingeschränkt sein kann und in wasserarmen Regionen z. B. ein Abbau kritischer Metalle und Mineralien temporär begrenzt sein kann.​
  • Warum ein Fokus auf Hochwasser und das entsprechende Risiko-Management so wichtig ist, zeigt eine aktuelle Studie von Kreibich et al. (2022) im Fachjournal „Nature“. Hierin wird ausgeführt, dass die Auswirkung eines Ereignisses auf drei Faktoren zurückgeführt werden kann: Gefährlichkeit, Exposition und Vulnerabilität. Die Autoren zeigen auch, dass zwar dort, wo ein Hochwasserereignis in der Vergangenheit zu großen Schäden geführt hatte, die Vulnerabilität durch verbessertes Management fast immer reduziert wurde, die Schäden bei einem nachfolgenden Ereignis dennoch größer waren, was auf eine erhöhte Exposition und größere Gefährlichkeit des zweiten Ereignisses zurückzuführen war. Das Fazit ist, dass ein verbessertes, globales Risiko-Management zwar die Vulnerabilität reduziert hat, dass aber die Effektivität des Risiko-Managements mangelhaft ist, wenn man infolge des fortschreitenden Klimawandels mit Extrem-Ereignissen ohne Präzedenz konfrontiert ist. Wichtig ist es daher, so auch die Autoren, möglichst alle drei Faktoren zu reduzieren:​Gefährlichkeit,​ Exposition und​ Vulnerabilität.​  
    World Economic Forum, The Global Risks Report 2023
    World Economic Forum, The Global Risks Report 2023

  • Zuletzt legen Prognosen nahe, dass wir es auch in Deutschland weiterhin mit einer starken bis sehr starken Hitzestress-Zunahme in vielen Regionen Deutschlands zu tun haben werden.​ Besonders bedeutend sind die Risiken durch Hitze für die Gesundheit - insbesondere in urbanen Räumen ​– zum Beispiel im betrieblichen Gesundheits- und Arbeitsschutz.


Vorbereitung und Anpassung als Lösung

Doch was ziehen wir aus all diesen Risiken und Krisenwarnungen für Konsequenzen? Aus unserer Sicht ist es klar: Wir müssen die möglichen Folgen des Klimawandels kennen, um die Risiken abzumildern und unsere Gesellschaft und Wirtschaft frühzeitig anzupassen.

TAUW unterstützt vor diesem Hintergrund Städte und Gemeinden beispielsweise mit der Erstellung von Starkregen-Gefahrenkarten, Hitzestresskarten, Dürreanalysen und Wasserdargebots-Abschätzungen​, Anpassungskonzepten​ sowie Notfallplänen und Risikokommunikation​.

Auch für die Industrie bieten wir diverse Leistungen wie die Berücksichtigung der Klimawandelanpassung im Due Diligence-Prozess, Vorkehrungen und Maßnahmen gegen Niederschläge und Hochwasser als Gefahrenquellen in Störfallbetrieben und Nicht-Störfallbetrieben, Wasserbedarfs- bzw. Wasserverbrauchsoptimierung​ sowie Leistungen im Rahmen des Betrieblichen Klimaschutz im Bereich EHS - Stichworte Hitzestress und Arbeitsschutz​.

Sie möchten mehr erfahren?

Dieser Blogartikel ist eine gekürzte Zusammenfassung aus dem TAUWebinar „Klimawandel, Folgen und Anpassung #1: Klimakrise - Ressourcenkrise - Polykrise! Was kommt da noch auf uns zu?“ Melden Sie sich hier zu den weiteren Webinaren dieser TAUWebinar-Serie an!

 

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